Nachsorge

Märchen und Kurzgeschichten

Bornkessel Bestattung Bestattungen Bestattungsinstitut Erfurt Stotternheim Gotha Kurzgeschichten
Hier haben wir einige Märchen und Kurzgeschichten für Sie zusammengetragen – zum Traurigsein und Trösten in schweren Zeiten. Sie sollen Ihnen das Trauern ein wenig erleichtern und dazu animieren, Ihren Kummer zuzulassen.

Das Märchen von der traurigen Traurigkeit

Es war eine kleine alte Frau, die bei der zusammengekauerten Gestalt am Straßenrand stehen blieb. Das heißt, die Gestalt war eher körperlos, erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen. „Wer bist du?“ fragte die kleine Frau neugierig und bückte sich ein wenig hinunter. Zwei lichtlose Augen blickten müde auf. „Ich … ich bin die Traurigkeit“, flüsterte eine Stimme so leise, dass die kleine Frau Mühe hatte, sie zu verstehen. „Ach, die Traurigkeit“, rief sie erfreut aus, fast als würde sie eine alte Bekannte begrüßen. „Kennst du mich denn?“, fragte die Traurigkeit misstrauisch. „Natürlich kenne ich dich“, antwortete die alte Frau, „immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet.“ „Ja, aber …“ argwöhnte die Traurigkeit, „warum flüchtest du nicht vor mir, hast du denn keine Angst?“ „Oh, warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selber nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst und dich so nicht vertreiben lässt. Aber, was ich dich fragen will, du siehst – verzeih diese absurde Feststellung – du siehst so traurig aus?“

„Ich … ich bin traurig“, antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme. Die kleine alte Frau setzte sich jetzt auch an den Straßenrand. „So, traurig bist du“, wiederholte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. „Magst du mir erzählen, warum du so bekümmert bist?“ Die Traurigkeit seufzte tief auf. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie vergebens versucht und … „Ach, weißt du“, begann sie zögernd und tief verwundert, „es ist so, dass mich offensichtlich niemand mag. Es ist meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und eine zeitlang bei ihnen zu verweilen. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Aber fast alle reagieren so, als wäre ich die Pest. Sie haben so viele Mechanismen für sich entwickelt, meine Anwesenheit zu leugnen.“ „Da hast du sicher Recht“, warf die alte Frau ein. „Aber erzähle mir ein wenig davon.“ Die Traurigkeit fuhr fort: „Sie haben Sätze erfunden, an deren Schutzschild ich abprallen soll. Sie sagen „Papperlapapp – das Leben ist heiter“, und ihr falsches Lachen macht ihnen Magengeschwüre und Atemnot. Sie sagen „Gelobt sei, was hart macht“, und dann haben sie Herzschmerzen. Sie sagen „Man muss sich nur zusammenreißen“ und spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen „Weinen ist nur für Schwächlinge“, und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht spüren müssen.“

„Oh ja“, bestätigte die alte Frau, „solche Menschen sind mir oft in meinem Leben begegnet. Aber eigentlich willst du ihnen ja mit deiner Anwesenheit helfen, nicht wahr?“ Die Traurigkeit kroch noch ein wenig mehr in sich zusammen. „Ja, das will ich“, sagte sie schlicht, „aber helfen kann ich nur, wenn die Menschen mich zulassen. Weißt du, indem ich versuche, ihnen ein Stück Raum zu schaffen zwischen sich und der Welt, eine Spanne Zeit, um sich selbst zu begegnen, will ich ihnen ein Nest bauen, in das sie sich fallen lassen können, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, ist ganz dünnhäutig und damit nahe bei sich. Diese Begegnung kann sehr schmerzvoll sein, weil manches Leid durch die Erinnerung wieder aufbricht wie eine schlecht verheilte Wunde. Aber nur, wer den Schmerz zulässt, wer erlebtes Leid betrauern kann, wer das Kind in sich aufspürt und all die verschluckten Tränen leerweinen lässt, wer sich Mitleid für die inneren Verletzungen zugesteht, der, verstehst du, nur der hat die Chance, dass seine Wunden wirklich heilen. Stattdessen schminken sie sich ein grelles Lachen über die groben Narben. Oder verhärten sich mit einem Panzer aus Bitterkeit.“

Jetzt schwieg die Traurigkeit, und ihr Weinen war tief und verzweifelt. Die kleine alte Frau nahm die zusammengekauerte Gestalt tröstend in den Arm. „Wie weich und sanft sie sich anfühlt“, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel. „Weine nur, Traurigkeit“, flüsterte sie liebevoll, „ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Ich weiß, dass dich viele Menschen ablehnen und verleugnen. Aber ich weiß auch, dass schon einige bereit sind für dich. Und glaube mir, es werden immer mehr, die begreifen, dass du ihnen Befreiung ermöglichst aus ihren inneren Gefängnissen. Von nun an werde ich dich begleiten, damit die Mutlosigkeit keine Macht gewinnt.“ Die Traurigkeit hatte aufgehört zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete verwundert ihre Gefährtin. „Aber jetzt sage mir, wer bist du eigentlich?“ „Ich“, antwortete die kleine alte Frau und lächelte still. „Ich bin die Hoffnung!“

Inge Wuthe

Die Geschichte von Gotami und dem Senfkorn

Zur Zeit des Buddha lebte eine junge Frau namens Gotami. Ihr einziges Kind starb, als es ein Jahr alt war. Von Trauer überwältigt, den kleinen Körper fest umklammernd, irrte sie durch die Straßen und flehte jeden um Hilfe an. Alle Menschen, die sie auf der Straße traf, fragte sie, “Wisst ihr eine Medizin, die meinem Kind das Leben wiedergeben kann?” Einige ignorierten sie, andere lachten sie aus, wieder andere hielten sie für verrückt. Schließlich traf sie einen alten weisen Mann, der ihr den Rat gab, sie solle zum Buddha gehen, das sei der einzige Mensch der ihr vielleicht, helfen könnte. Also ging sie zum Buddha, legte ihm den Körper ihres Kindes zu Füßen und erzählte ihm ihre Geschichte. Der Buddha hörte sie mit unendlichem Mitgefühl an und sagte ihr sanft: “Es gibt nur ein Mittel gegen dein Leiden. Geh hinunter in die Stadt und bring mir ein Senfkorn mit, aus einem Haus, in dem noch nie jemand gestorben ist.”

Gotami war erleichtert und machte sich sofort auf in die Stadt. Beim ersten Haus, klopfte sie an und fragte: “Habt ihr Senfkörner?“ Dabei muss man wissen dass im alten Indien jedes Haus genug Senfkörner hatte. “Natürlich haben wir Senfkörner“, war die Antwort. Gotami war schon glücklich über die Antwort, da fragte sie doch noch: „Ist in diesem Haus schon einmal jemand gestorben?”. ”Ja, letztes Jahr, der Großvater”. Und Gotami ging zum nächsten Haus und fragte: “Der Buddha schickt mich, ich soll ihm ein Senfkorn bringen, aus einem Haus, in dem noch nie jemand gestorben ist.” “In diesem Haus sind schon viele Menschen gestorben”, bekam sie zur Antwort. So ging sie zum nächsten Haus und stellte die gleiche Frage. “In unserer Familie hat es zahllose Todesfälle gegeben”, sagte man ihr. Und so war es auch im dritten und vierten Haus, bis sie in der ganzen Stadt gefragt hatte und erkannte, dass der Auftrag des Buddha nicht zu erfüllen war.

Da brachte sie den Körper ihres Kindes zum Verbrennungsplatz und nahm endlich Abschied von ihrem Kind und kehrte zum Buddha zurück. “Hast du den Senfsamen?” fragte er sie. “Nein”, antwortete sie. “Ich fange an zu verstehen, was Ihr mich lehren wolltet. Trauer hat mich geblendet und mich glauben gemacht, nur ich allein hätte unter dem Zugriff des Todes zu leiden.” “Warum bist du zurückgekehrt?” fragte der Buddha. Und sie erwiderte: “Um Euch zu bitten, mich die Wahrheit zu lehren – über den Tod und was jenseits des Todes liegt, und ob es in mir etwas gibt, das nicht stirbt.” Der Buddha begann sie zu unterrichten: “Wenn du die Wahrheit von Leben und Tod verstehen willst, musst du ohne Unterlass über folgendes nachdenken: Nur ein Gesetz im Universum ändert sich niemals! Alle Dinge wandeln sich und nichts ist dauerhaft. Alles ist vergänglich und unbeständig.“

– Anonymer Autor

Der alte Mann

Einst lebte in Frankreich ein älterer Mann, dessen geliebte Frau verstorben war. Als auch noch sein einziger Sohn ums Leben kam, fragte er sich, wofür er noch leben solle? Er verließ seinen Bauernhof und begab sich mit seinen Schafen auf Wanderschaft. Nach einer Weile kam er in eine trostlose Gegend, man könnte beinahe Wüstenlandschaft dazu sagen. Durch das rücksichtslose Roden der Wälder hatte der Boden keinen Schutz mehr. In den wenigen Dörfern, durch die er zog, waren die meisten Häuser verfallen und viele Menschen bereits weggezogen. In der Hoffnung, dort vergessen zu können, siedelte er sich an und suchte nach einer sinnvollen Beschäftigung, um sich abzulenken. Er erkannte, dass ohne Bäume bald die ganze Landschaft absterben würde – dies wollte er verhindern.

So besorgte er sich Säcke mit Eicheln und steckte eine nach der anderen in den Boden. Nun hatte er eine Aufgabe, die ihn erfüllte, und er hoffte, dass Gott ihm noch viel Zeit schenken würde, um so weitermachen zu können. Nach nur wenigen Jahren sah er die Früchte seiner Arbeit. Viele der 100.000 gesetzten Eicheln waren angewachsen. Die unzähligen Wurzeln der Eichen hielten den Regen fest, Wasser floss wieder in den Bächen, die Weiden und Wiesen erblühten, auch die Vögel kehrten zurück. In den Dörfern siedelten sich wieder Familien an. Die Häuser wurden renoviert und neue hinzugebaut.

Die Menschen bekamen wieder Freude am Leben und feierten mit dem Mann noch viele Feste. Seine Trauer konnte er nie ganz vergessen. Doch er war sehr dankbar dafür, dass mit dem Erblühen seiner Wälder auch er selbst innerlich erblühte und sein Leben noch einmal einen Sinn bekommen hatte. Mitte des 19. Jahrhunderts starb der Mann friedlich mit knapp 90 Jahren. Es heißt, dass er drei einzigartige, wunderschöne Wälder hinterließ, die elf Kilometer lang und drei Kilometer breit sind. Noch heute spazieren viele Verliebte in diesen Eichenwäldern und spüren deren wunderbare Energie.

Nach einer wahren Geschichte.

– Anonymer Autor

Der Indianerhäuptling

Ein Indianerhäuptling hat viel zu früh seinen einzigen Sohn verloren. Der Vater war zutiefst verzweifelt und fiel in tiefe Trauer. Er wollte und konnte sich mit dem Tod seines geliebten Sohnes nicht abfinden. Eines Nachts hatte er einen Traum. Er sah seinen Sohn hoch oben auf einem langen Treppenabsatz stehen. Der Sohn hielt einen Eimer in jeder Hand, der mit Wasser gefüllt zu sein schien. Der Vater rief seinem Sohn zu: „Mein geliebter Sohn, warum hast Du mich allein gelassen? Ich bin so traurig darüber! Antworte mir!“ Der Vater sah, daß sein Sohn ihm antworten wollte, doch er schaute seinen Vater nur traurig an.

In der folgenden Nacht träumte der Vater wieder von seinem Sohn. Wieder stand dieser hoch oben auf einem Treppenabsatz mit einem Eimer in jeder Hand. Die Eimer waren diesmal höher gefüllt. Und wieder rief der Vater seinem Sohn zu: „Mein geliebter Sohn. Ich vermisse Dich so. Warum hast Du mich allein gelassen?“ Und wieder sah der Vater, daß sein Sohn ihm gerne antworten wollte. Doch auch diesmal kam kein Wort über seine Lippen. Er sah seinen Vater wieder nur traurig an. In der dritten Nacht wiederholte sich der Traum des Indianerhäuptlings. Wieder sah er seinen Sohn hoch oben auf einem Treppenabsatz stehen. Die beiden Wassereimer, die er in den Händen trug, waren nun bis zum Rand gefüllt, sodass der Sohn Schwierigkeiten hatte, das Gleichgewicht zu halten. Zu schwer war nun die Last.

Und abermals rief der Vater seinem Sohn zu: „Mein geliebter Sohn, so sprich doch endlich zu mir. Warum bist Du nicht bei mir geblieben? Ich werde damit nicht fertig!“ Und wieder sah der Vater, daß sein Sohn ihm etwas sagen wollte. Doch diesmal antwortete der Sohn seinem Vater. „Mein lieber Vater. Sei nicht traurig. Auch ich liebe Dich! Aber siehst Du die beiden Eimer, die ich in meinen Händen halte?! Sie sind gefüllt mit Deinen Tränen, die Du über mich in Deiner Trauer vergossen hast! Es sind nun so viele und sie sind so schwer, das ich nicht gehen kann, wohin ich eigendlich gehen möchte. Deine vielen Tränen halten mich hier fest. Bitte gib mich frei und lass mich gehen. Ich werde immer bei Dir sein! In Deinen Gedanken, in Deinem Herzen und in Deinen Erinnerung wirst Du mich finden. Und wenn Du mich brauchst, dann ruf nach mir, ich werde da sein. Auch wenn Du mich nun nicht mehr berühren oder sehen kannst; ich bin Dir nah!“

Und der Sohn lächelte seinen Vater an. Der Indianerhäuptling nickte stumm seinem Sohn zu. Und in den folgenden Nächten erschien der Sohn seinem Vater nun nicht mehr. Trotzdem träumte der Häuptling noch oft von seinem Sohn. Diesmal waren es jedoch wundervolle Träume, in denen er mit seinem Sohn lachte, ihm erzählte, was er alles am Tag erlebt hatte, oder sie sich einfach nur mit einem Lächeln anschauten.

– Anonymer Autor

 

Wir sind 24 Stunden
telefonisch für Sie erreichbar:
0172 / 92 999 33 0361 / 2 60 15 00